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Erasmus+: Die Bedeutung kulturellen Erbes

Das Programm Erasmus+ bietet auch Lehrkräften die Chance, bei internationalen Kursen im Austausch mit Kollegen aus anderen europäischen Staaten sich über wichtige Themen zu informieren und in Austausch zu treten.

Dieses Jahr fand vom 11. bis 15. April in Reykjavik, der Hauptstadt von Island in sehr interessanter Trainings-Kurs für Lehrer mit dem Thema „Hidden in the Open Space. Intangible cultural heritage in relation with nature” statt. Es trafen sich Kolleginnen und Kollegen aus Spanien, Großbritannien und Deutschland, um sich mit der Bedeutung kulturellen Erbes auseinander zu setzen.

Im Kurs wurde deutlich, dass in Zeiten zunehmender, auch kultureller Diversität es besonders wichtig ist, sich des eigenen kulturellen Erbes bewusst zu werden. Von dieser Basis aus kann dann besser und offener mit anderen kulturellen Identitäten umgegangen werden.

In Island wurde vor allem das immaterielle kulturelle Erbe vorgestellt, also Rituale, Erzählungen, Traditionen, Feste, künstlerische Ausdrucksformen und der Umgang mit der Natur. Gerade in der isländischen Kultur sind diese Aspekte besonders deutlich erkennbar. Die allermeisten Isländer haben nicht nur gute Kenntnisse in Handarbeit und Handwerk – das wird auch in den Schulen unterrichtet – sondern viele sind neben ihrem ersten (oder zweiten) Beruf auch künstlerisch tätig. Sie machen Musik, betreiben Kunsthandwerk oder erzählen Sagen und Geschichten. Das ist in Land mit einer nur recht geringen Bevölkerungszahl auch nötig, vor allem, wenn man Dutzende von Kilometern vom nächsten Reparaturservice oder dem nächsten Supermarkt entfernt wohnt.
Während in Mitteleuropa während langer Jahrhunderte durch Vertreter der christlichen Kirchen viele Arten von Aberglauben bekämpft wurden, und bei den Worten „Elf“ oder „Troll“ die meisten Leute an den „Herr der Ringe“ oder „Harry Potter“ denken, ist das in Island keinesfalls so. Die Isländer glauben in ihrer Mehrheit noch an das mögliche Vorhandensein von Elfen und Trollen in ihrem Land oder zumindest will keiner das ableugnen. Nur für den Fall … denn Elfen sind – laut den isländischen Erzählungen – sehr rachsüchtige Wesen und die Trolle meist alles andere als freundlich. Auf keinen Fall sollt man diese Wesen verärgern, indem man über sie spottest, bestimmte Orte ohne entsprechende Ehrfurcht betritt oder gar ihr Vorhandensein leugnet. So sind Erinnerungen an alte Geschichten über Elfen und Trolle ein immer noch lebendiger Teil der isländischen Kultur. Es werden Bücher und Lieder über sie geschrieben, Bildhauer gestalten entsprechende Skulpturen und in Schulen und Familien wird darüber erzählt. An vielen Orten gibt es teilweise beschilderte Wanderwege zu Trollheimen und Elfenschlössern.

Zum immateriellen Erbe gehört auch die Natur. Deren unberührte Schönheit ist einer der größten Schätze des Landes, der mit strengen Gesetzen geschützt wird. Die Natur hat aber nicht nur touristischen Wert für die Isländer, sondern ist auch eng mit ihren Traditionen und ihrer Geschichte verbunden, z.B. der Tagungsort des isländischen Parlaments, Thingvellir.

In Thingvellir verläuft die Grenze zwischen zwei tektonischen Platten. Hier hielten die Isländer schon seit ungefähr dem Jahr 930 Volksversammlungen ab, bei denen wichtige politische und gesellschaftliche Entscheidungen getroffen wurden – also ein Parlament.

 

Im Verlauf des Kurses wurden mehrere historisch und kulturell relevante Orte besucht. Die Teilnehmer hatten die Chance, mit Künstlern zusammenzutreffen und auch eine isländische Schule zu besuchen. Es wurde deutlich, wie intensiv die Isländer mit ihrem kulturellen Erbe leben und wie dieses an jüngere Generationen vermittelt wird. Die anwesenden Lehrkräfte hatten auch Gelegenheit, sich mit Kollegen aus dem eigenen Land sowie aus den anderen Staaten Überlegungen über ihren Umgang mit der eigenen Kultur anzustellen. Dabei gab es Inspirationen für die Umsetzung im jeweils eigenen Unterricht.

Ulrike Salbaum

 

Hier hat sich ein Troll versteckt. Wo ist er?