DeutschUnterricht

Auf den Spuren der Tieferschatten – Theaterbesuch der 5. Klassen

Bingokugeln im Kopf? Eine Fundnudel mit Gorgonzolasoße? Müffelchen und Tieferschatten? Spätestens seit ihrem Theaterbesuch in Ulm wissen die Schüler der 5. Klassen, was es damit auf sich hat und wie das alles mit dem Kindesentführer Mister 2000 zusammenhängt. Am vergangenen Donnerstag machten sich 88 Kinder mit ihren Deutschlehrerinnen auf den Weg ins Alte Theater nach Ulm, um dort eine Aufführung des Kinderkrimis „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ gespielt von der Jungen Ulmer Bühne (JUB) zu sehen. Die Theateradaption des Kinder- und Jugendromans von Andreas Steinhöfel erzählt die Geschichte einer Freundschaft jenseits aller Vorurteile. Der mutige, „tiefbegabte“ Rico freundet sich mit dem hochbegabten, übervorsichtigen Oskar an und gemeinsam schaffen sie es, den berüchtigten Schnäppchenentführer Mister 2000 dingfest zu machen. Dabei erleben sie ein ordentliches Abenteuer und stellen fest, dass sie zusammen ein wirklich unschlagbares Team sind. Die Inszenierung der JUB unter der Regie von Sven Wisser beruht auf der Bühnenfassung von Felicitas Loewe.

Foto: Markus Hummel

Elvira Lauscher schreibt am 28. März in der Südwestpresse:

“[…] Manchmal meint man die Bingokugeln in ihrem Kopf zu sehen. […] Das ganze Team überzeugt in Ausdruck, Spielfreude und perfektem Timing. Ein Stück, das junge Menschen ab acht Jahren und Erwachsene gut unterhält und zum Nachdenken anregt.”

Im Anschluss an die Vorstellung bot sich beim „Theatergespräch“ die Möglichkeit, den Schauspielern der JUB Fragen zu stellen, wovon das junge Publikum bereitwillig Gebrauch machte. So erfuhren die Theaterbesucher unter anderem, dass die JUB ein von der Stadt Ulm und dem Land Baden-Württemberg gefördertes freies Theater ist, das mit einem professionellen zehnköpfigen Schauspiel-Ensemble das Alte Theater bespielt. Hinter den Kulissen werden die Schauspieler durch Theaterpädagogen, Gast-Schauspieler, Musiker und freie Theaterpädagogen unterstützt. „Rico & Oskar“ wurde als Stück ausgewählt, da es gut zum Spielplan passt und als Bühnenfassung eines beliebten Jugendbuchs insbesondere Kinder und junge Menschen anspricht. Volle Theatersäle und ausgebuchte Vorstellungen waren damit garantiert. Die Musik, die die Handlung auf der Bühne immer wieder untermalt und Ricos Stimmung zum Ausdruck bringt, stammt von einer befreundeten Band, die Texte dazu von der jungen Schauspieltruppe selbst. Interessant war auch, dass für das Stück eine sechswöchige Probenzeit nötig war und – besonders wichtig – dass ein Schauspieler an der JUB etwa so viel wie ein Lehrer verdient.

Nach einem ereignisreichen Vormittag machte sich die Gruppe wieder auf den Heimweg. In der Nachbesprechung waren alle Kinder voll des Lobes und zeigten sich begeistert von der Aufführung und den zwar etwas schrägen, aber nie unsympathischen Helden. Besonders die versteckte Botschaft des Stückes, dass man nur, weil man die Welt anders als viele andere sieht, damit noch lange nicht falsch liegen muss, kam gut an. Passend dazu gab Autor Andreas Steinhöfel seinen Zuhörern in einer Lesung Folgendes mit auf den Weg:

„[…] Lasst euch nicht sagen, eure Intelligenz oder euer menschliches Dasein sei in Noten messbar. Und die von euch, die jetzt mit ihren Fünfen und Sechsen im tiefen Tal der Tränen sind, glaubt mir: Ihr könnt von anderen als Verlierer klassifiziert werden, aber das Einzige, was ihr nicht machen dürft, ist, nicht mehr an euch selbst zu glauben.“

Foto: Markus Hummel