Theaterabend in Ulm – jetzt wird‘s schick
Darf man Leben gegen Leben aufrechnen? Darf man Menschen töten, um das Leben vieler zu retten?
Diese ethische Frage stellt sich Ferdinand von Schirach in seinem Theaterstück über einen Kampfjet-Piloten, der trotz des Befehls, nicht zu schießen, ein Personenflugzeug abschießt, um das Leben von 70 000 Menschen zu retten.
Als Frau Frenken erfuhr, dass das Erfolgsstück nun auch in Ulm aufgeführt wird, beschloss sie, zusammen mit Frau Käufler einen Theaterabend zu organisieren. Die Idee kam bei allen gut an und so kam es, dass am Mittwoch, den 13. Februar 2019, 44 Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe das Stück “Terror” besuchten. Mit dem Zug ging es von Günzburg nach Ulm und nach einem kurzen Fußmarsch waren wir bereits im Theater. Noch ein paar Erinnerungsfotos von unseren Outfits und schon begann die Vorführung.
Bereits der Anfang des Stücks war sehr interessant. Es startete ohne ein bestimmtes Signal und ohne eine Lichtdimmung mit einem Auftritt des Richters, der hastig auf die Bühne stürmte und dem Publikum dessen Rolle als Schöffen, also Laienrichter verdeutlichte. Durch die Bühnengestaltung – viel dunkles Holz – entstand durchaus Gerichtssaalatmosphäre und die schiefen Ebenen hatten vielleicht auch eine symbolische Bedeutung. Gelungen fanden wir die große Leinwand, auf der man die Mimik der Befragten in Schwarz-Weiß und Nahaufnahme mitverfolgen konnte.
In Ferdinand von Schirachs Stück geht es um den Prozess eines wegen vielfachen Mordes angeklagten Kampfpiloten, der ein von Terroristen besetztes Passagierflugzeug mit 164 Insassen abgeschossen hat, um die Menschen in der zu diesem Zeitpunkt voll besetzten Allianz-Arena zu retten. Trotz des Befehls, nicht zu schießen, handelt der Angeklagte, Major Koch, und ist der festen Überzeugung, das Richtige getan zu haben. Im Laufe des Stücks werden Zeugen vorgeladen und sowohl Staatsanwältin als auch Verteidiger bringen jeweils Argumente für ihre Seite. Nach und nach werden auch immer mehr Details aufgedeckt. So hätte beispielsweise das Stadion geräumt und so ein Großteil der Menschen in Sicherheit gebracht werden können.
Das Besondere jedoch an diesem Stück ist, dass die Zuschauer immer wieder direkt angesprochen und so mit einbezogen werden. Letztendlich sind sie es auch, die das Urteil fällen und das Ende bestimmen. Nach einer 20-minütigen Pause, in der man noch einmal Positionen austauschen und sich über seine eigene Haltung klar werden konnte, kehrte das Publikum durch voneinander abgetrennte Eingänge in den Saal zurück. Dabei wurde gezählt, wer für und wer gegen eine Verurteilung des jungen Piloten war. In unserem Fall war das Ergebnis klar: Der wegen 164fachen Mordes angeklagte Herr Koch wurde mit deutlicher Mehrheit freigesprochen. Ob er jedoch als Held bezeichnet werden kann oder nicht, muss jeder selbst entscheiden.
Chiara Heinle, Jakob Kucher, 10d
Schülerstimmen
„Ein sehr interessantes, die Zuschauer einbindendes Stück. Für mich eine neue Erfahrung.“
Norbert, 10d
„Schirach nahm uns zu einem spannenden Gerichtsprozess mit, der uns dazu auffordert, unsere moralischen Ansichten zu überdenken.“
Anna, 10d
„Es war eine schöne Erfahrung, sich schick zu machen und mit seinen Freunden einen Abend im Theater zu verbringen.“
Monique, 10d
„Das Stück war sowohl aus emotionaler als auch aus intellektueller Sicht sehr anspruchsvoll und regte mich an, auch danach über die Problematik wiederholt nachzudenken.“
Michael, 10b
„Das Theaterstück ‚Terror‘ hat mir sehr gut gefallen. Ich habe mich wie in einer echten Gerichtsverhandlung gefühlt, in der man selbst entscheiden darf, wie sie ausgeht.“
Paul, 10d
„Ein interessantes Stück, das den Zuschauer dazu bringt, über seine Moral und sein Gewissen nachzudenken.“
Janik, 10d
„Das Theaterstück ‚Terror‘ hat mir sehr gut gefallen, vor allem die Tatsache, dass das Publikum selbst über den Ausgang des Gerichtsverfahrens entscheiden konnte.“
Lukas, 10d
„Da ich selbst später Anwältin werden will, war es für mich sehr interessant. Ich würde das Stück auf jeden Fall weiterempfehlen.“
Chiara, 10d
„Es war ein schöner Abend, da das Theater sehr spannend war. Beide Seiten haben sehr gute Argumente geliefert. – Man wird sich wohl nie einigen können.“
Musaj, 10b
„Eine sehr gute Abwechslung zum Schulalltag und eine schöne Erfahrung als Klassengemeinschaft.“
Christian, 10d
„Ich fand das Stück sehr gelungen. Ich finde es auch gut, dass sowohl Argumente für den Abschuss des Flugzeuges als auch dagegen eingebracht wurden. Insgesamt ist es sehr sehenswert.“
Fiona, 10b