ReligionUnterricht

Lernzirkel Judentum, Episode XX – Die Rückkehr der Grundschüler

„Mensch, wo bist Du – Gemeinsam gegen Judenfeindlichkeit“, unter diesem Motto stand die diesjährige Woche der Brüderlichkeit. Ein passendes Thema auch für den Lernzirkel Judentum, der vom 11. bis zum 15. März unter Leitung von Dr. Michael Salbaum in der ehemaligen Synagoge in Ichenhausen stattfand. Auch dieses Mal haben die Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse im Vorfeld während des Religionsunterrichts Vorträge, Präsentationen und Arbeitsblätter für die Viertklässler der Grundschulen zu den Themen Feste & Feiern, Synagoge & Mikwe, Schrift & Schriften, Berühmte Juden und Tod & Friedhof erarbeitet.

„Mensch, wo bist du?“ ist eine Frage, die während dieser Woche in abgewandelter Form das ein oder andere Mal gestellt wurde, denn wenn es gilt, 1111 Grundschüler des Landkreises geordnet durch die fünf Vormittage zu bekommen und ihnen auf spielerische Weise etwas über das Judentum beizubringen, geht das nicht immer reibungslos über die Bühne. Mal wird in der ganzen Synagoge aufgeregt nach einem vermissten Schüler gesucht, der sich schließlich als nicht-existent herausstellt, an einem anderen Tag landet eine der Grundschulen versehentlich zuerst am Friedhof und wirft damit den Zeitplan durcheinander. Die Gruppe auf dem Friedhof hat Regen und Wind zu trotzen und es wird überlegt, ob man vielleicht auf das Pfarrheim ausweichen muss, was die Station Tod & Friedhof um ihren Dreh- und Angelpunkt bringen würde. Einen Sack Flöhe zu hüten scheint einfacher zu sein, als all das zu organisieren, und auch die Neuntklässler haben am Ende der Woche gelernt, dass Lehrersein kein Zuckerschlecken ist. Aber der ein oder andere hat auch die Freude am Unterrichten zu spüren bekommen oder konnte durch andere Fähigkeiten glänzen, die im normalen Schulalltag nicht zur Geltung kommen. So konnte manch einer der Technik-Gruppe Organisationstalent beweisen, und bei der Betreuung einer spanischsprachigen Grundschülerin wurden unerwartet Sprachkenntnisse gefordert. Die Neuntklässler sind zum Großteil für alles selbst verantwortlich und wachsen dabei oftmals über sich hinaus. Nicht wenige von ihnen waren fünf Jahre zuvor selbst als Grundschüler dort und freuten sich, nun in die andere Rolle schlüpfen zu können.

20 Jahre ist unser Lernzirkel 2019 geworden und zu diesem Geburtstag wurde das Projekt bei einem Festakt mit der Silberdistl der Augsburger Allgemeine ausgezeichnet. Auch Dr. Josef Schuster, der Präsident des Zentralsrats der Juden in Deutschland, war anwesend und gratulierte mit den Worten „Masel tov – bis 120 Jahre“.

Bis zu den 120 Jahren ist es noch ein Weilchen hin, aber nicht nur an Jahren hat der Lernzirkel schon einiges auf dem Buckel, auch die Schülerzahlen sind nicht zu verachten. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat die ehemalige Synagoge über 20.000 Grundschüler gesehen, die von den Guides durch die Räume geführt wurden. Der exakt 20.000. Schüler wurde am Mittwoch, gemeinsam mit dem 19.999. und dem 20.001. Grundschüler, mit einem kleinen Buchpreis der Firma Hutter ausgezeichnet. Zudem waren in der Woche gleich zwei Filmteams von BR und atv anwesend, die über das Projekt berichteten, zusätzlich zu einer Gruppe Schüler, die Material für einen kleinen Jubiläumsfilm gesammelt haben.

Wer einen kleinen Einblick in die Lernzirkel der vergangenen Jahre bekommen möchte, kann das bei der Ausstellung zum 20. Jubiläum tun, die zunächst im Schulmuseum Ichenhausen untergebracht war und ab dem Tag der offenen Tür am 6. April 2019 im Dossenberger-Gymnasium zu sehen sein wird.

Katharina Salbaum (Ex-Q12)