DeutschUnterricht

Fake News, Desinformation und Verschwörungstheorien

ein Vortrag für die 8. Jahrgangsstufe

Nicht erst seit Corona haben Fake News Hochkonjunktur. Unter Präsident Donald Trump spielten sie ebenso eine große Rolle wie momentan im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine. Aber auch in der täglichen Informationsflut, die uns über das Internet erreicht, sind wir vor Desinformation nicht sicher. Umso wichtiger ist es, über das Wissen zu verfügen, wie Informationen und Bilder auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden können.

Volker Siefert, freier Journalist und Reporter beim Hessischen Rundfunk, konnte am Mittwoch, den 10. Mai 2023, im Rahmen zweier Schulstunden unseren 8. Klassen zeigen, welche Möglichkeiten es gibt, Falschmeldungen zu erkennen. Ermöglicht wurde die Veranstaltung durch die Unterstützung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.

Herr Siefert benannte zunächst die Aufgaben der klassischen Medien (Zeitung, Radio, TV) in der Demokratie: freie Information für alle, Kontrolle der Mächtigen und Angebote dafür, wie ich die Welt sehe. Seit es die sozialen Medien gibt, hat jedoch eine massenhafte Verbreitung von Desinformation eingesetzt, da nun Falschnachrichten ungeprüft mit einem Klick verbreitet werden können. Dies stellt eine enorme Bedrohung für die Demokratie dar.

Aus welchen Gründen entstehen Fake News?

Manchmal geschieht dies ohne böse Absicht, wie Siefert am Beispiel einer angeblichen Entführung einer 13-Jährigen zeigen konnte. Hier war ein „Fahndungsplakat“, das Schüler für eine Schnitzeljagd entworfen hatten, von Unbekannten ins Netz gestellt worden. Aufgrund der entstandenen Verunsicherung in der Bevölkerung wurde innerhalb kurzer Zeit eine Gegendarstellung der Polizei notwendig.

In der Regel jedoch werden Falschmeldungen sehr gezielt gestreut. Die meisten Fake News werden über Social Media verbreitet. Da soziale Plattformen von Werbeeinnahmen leben, ist es wichtig, dass deren Nutzer möglichst lange dabeibleiben. Ebenso brauchen Influencer Klicks bzw. Views. Auch dafür müssen Anreize geschaffen werden. Dies geschieht über Emotionalisierung und starke Übertreibung.

Wie eine solche Emotionalisierung aussehen kann, zeigte Volker Siefert mit dem Foto eines Elefanten, der ein Löwenjunges zu einer Wasserstelle trägt. Dieses manipulierte Bild wurde in den sozialen Medien tausendfach geteilt mit dem Kommentar, dass auch Wildtiere einander helfen würden. Der Elefant habe erkannt, dass das Löwenjunge ohne seine Hilfe sterben würde. Die Bildsuche ergab jedoch, dass hier drei Fotos zu einem gefakten Bild montiert worden waren. Mit Sicherheit kein gefährlicher Fake, jedoch ein Beispiel dafür, dass mit Effekthascherei Aufmerksamkeit erreicht wird.

Sehr gezielt werden Falschmeldungen aber zur politischen Einflussnahme eingesetzt, wie Siefert am Beispiel eines manipulierten Fotos aus dem Ukrainekrieg und russischer Propaganda, die deutschen Politikern Großväter mit einer SS-Vergangenheit andichtete, aufzeigen konnte.

Erkennen wir Fake-Fotos?

Das konnten die Schülerinnen und Schüler im Anschluss testen. Auf der Website „Which face is real?“ werden jeweils zwei Portraitaufnahmen gezeigt – ein Foto einer real existierenden Person und ein von einer Künstlichen Intelligenz erzeugtes. Es zeigte sich, dass bereits viele unserer 8. Klässler wussten, dass unscharfe Gesichtskonturen, eine zu glatte Haut und ein verwaschener Hintergrund Indizien für ein gefaktes Foto sein können.

Zwei weitere spektakuläre Fotos, die die angebliche Verhaftung Donald Trumps und Wladimir Putin auf Knien vor Chinas Staatschef Xi Jinping zeigen, waren ebenfalls mithilfe eines KI-Bildgenerators erzeugt worden. Hier konnte Herr Siefert veranschaulichen, dass bei gefakten Fotos insbesondere die Hände keine klaren Konturen aufweisen, sich Extremitäten gerne in anatomisch unmöglichen Positionen befinden oder auch Körperproportionen nicht stimmen.

Der Journalist gab allerdings zu bedenken, dass KI sich ständig verbessere und daher in absehbarer Zeit künstlich erzeugte Bilder kaum mehr von echten zu unterscheiden sein dürften.

Wie kann man Nachrichten auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen?

Ist eine Nachricht sehr reißerisch aufgemacht, sollte dies bereits misstrauisch machen. Des Weiteren können die angegebenen Quellen überprüft werden. Bei Webseiten kann nach dem Impressum geschaut werden, das nicht fehlen darf. Auch sollte man genau hinsehen, wer der Absender einer E-Mail ist. Zur weiteren Überprüfung einer Nachricht, deren Wahrheitsgehalt man anzweifelt, stehen außerdem mittlerweile im Netz Seiten für den sogenannten Faktencheck zur Verfügung, beispielsweise der „Faktenfinder“ der ARD, der „Faktenfuchs“ des Bayerischen Rundfunks, aber auch die Suchmaschine Hoaxsearch.com und die App „Fake News Check“.

Die abschließende Fragerunde zeigte, dass hier ein Thema angesprochen wurde, das interessiert. Klar wurde aber auch, dass in der zur Verfügung stehenden Zeit längst nicht alle Fragen beantwortet werden konnten. Eine Vertiefung der Fake News-Problematik wird daher im Rahmen der Medienerziehung notwendig sein.

S. Frenken